2024 – Das Wetter spielt verrückt
Die Ernte 2024 ist eingebracht. Nicht nur politisch war 2024 ein sehr herausforderndes Jahr!
Der Start in einen frühen Vegetationsbeginn im März war sehr verheißungsvoll. Ein regenreicher Spätherbst und ein milder, nasser Winter hatten für ausreichend Bodenfeuchtigkeit gesorgt, so dass sonniges, warmes Märzwetter für einen frühen Austrieb der Reben sorgte und Ende März bereits das erste Grün in den Weinbergen schimmerte.
Diese sehr zeitige Entwicklung wurde durch einen Spätfrost in der Nacht vom 21. April 2024 jäh unterbrochen. Triebe, die bereits eine Länge von 10 – 15 cm hatten, wurden durch eine 12 Stunden währende Kaltluftfront zerstört. Der Frosteinbruch war besonders an Saar und Ruwer so heftig, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ein Totalausfall des neuen Jahrgangs befürchtet werden musste. Moselabwärts nahmen die Frostschäden zwar kontinuierlich ab, führten jedoch auch bei uns an der Mittelmosel zu prognostizierten Ausfällen von ca. 30% des jährlichen Durchschnittertrages. Dabei gab es erstaunlicherweise sehr kleinteilige, lokale Unterschiede von Betroffenheit. Es traf sowohl Frost gefährdete Lagen als auch Weinbergsparzellen, wo es seit Menschen Gedenken keinen Frostschaden gegeben hatte. Um es vorweg zu nehmen:
Die Ernte 2024 ist an der Mosel seit über 20 Jahren die kleinste und wird zu Engpässen im Angebot führen.
Der weitere Vegetationsverlauf 2024 bis zum Beginn der Traubenlese Mitte September wurde zu einem Wechselbad von Sonne und Regen. Sonniges und warmes Wetter wechselte mit teils ergiebigen Regenfällen. Es gab zwar keine Trockenstressprobleme, jedoch wegen des drohenden Pilzbefalls musste der Pflanzenschutz häufiger als üblich ausgebracht werden. Die Rebblüte setzte Ende Mai sehr zeitig ein. Die Gescheine waren als Folge des Frostes sehr lockerbeerig und durch den Nachaustrieb von Nebenaugen auch in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Witterungsbedingt zog sich die Blüte deshalb über drei Wochen hin. In unseren Spitzenlagen von Brauneberg und Wehlen konnten wir bereits Anfang Juni mit dem Entblättern der Traubenzone beginnen, um die heranwachsenden Trauben schneller vor den Folgen der nassen Witterung zu schützen.
Dank des außergewöhnlichen Einsatzes beim Pflanzenschutz und intensiver Handarbeit ist es gelungen, gesunde Trauben heranreifen zu sehen. Wir starteten in den Weinherbst Mitte September mit der Lese des Spätburgunders und beendeten die Ernte am 21. Oktober mit der Lese der letzten Rieslingtrauben in der Elisenburg. Die Erntemenge ist mit 45 hl/ha unterdurchschnittlich klein, die Qualität hat sich im Gutswein- und Kabinettbereich eingependelt. Es wird nur wenige Spät- und Auslesen geben. Die ersten Weine sind bereits vergoren, sie zeigen kristallklare Frucht, reichen Extrakt und eine lebendige Fruchtsäure. 2024 – ein Jahrgang, der sicherlich Trinkfreude bringen wird und Vergleiche zu 2004, 2008 und 2021 erlaubt.
BEin weiterer Wermutstropfen im Jahr 2024 ist der weltweit rückläufige Weinkonsum. Vor allem jüngere Leute greifen häufiger zu alkoholischen Mixgetränken, wohingegen der Absatz alkoholfreier Weine zwar zunimmt, aber die Qualitäten gemeinhin noch zu wünschen übrig lassen. Wir an der Mosel haben eh das Privileg, von Natur aus alkoholarme Weine zu erzeugen. Rasse, Frucht und Bekömmlichkeit sind unser Trumpf im harten internationalen Wettbewerb. Wir selbst können deshalb auch über mangelnden Absatz nicht klagen.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen friedvolle Fest– und Feiertage sowie ein gutes Neues Jahr!
Dr. Dirk und Constantin Richter